Tauben
werden zur Nebensache
Chinesischer Circus und Bonsai-Garten ziehen Lengericher
in ihren Bann
Von Michael Baar
Lengerich. Die letzte Streicheleinheit hat nicht wirklich
geholfen. Obwohl beim Vogel alles in Ordnung war. "Muskeln,
Federn, alles tadellos", sagt Lisa Rosenbusch. Ein
Küsschen auf den Schnabel und zurück in den Schlag.
Einen Tag später ist die Taube gestartet. Sie erreicht
das Ziel - unter ferner liefen. Doch Lisa und ihre Cousine
Franziska Stieneker stört das nicht. "Dass Brieftauben
zur Nebensache werden, hätte ich mir vorher nicht vorstellen
können", sagt Klaus Stieneker. Doch genau das
ist dem Trio passiert. Shanghai hat die Lengericher fasziniert.
Die Augen der Drei leuchten, wenn sie an diese wenigen Tage
in der chinesischen Metropole zurückdenken. Die nächtliche
Bootsfahrt auf dem Huangpu-Fluss "war fantastisch",
schwärmt der Lengericher Taubenzüchter. Die beiden
Jugendlichen berichten vom Chinesischen Garten mit den vielen
Bonsai-Pflanzen, von der Fahrt mit der Magnet-Schwebebahn
bei Tempo 431, dem Boots-Trip oder dem Besuch einer Seidenraupen-Farm.
"Der Chinesische Circus war toll", sprudelt es
nur so aus ihnen heraus.
Akrobatik- und Jonglage-Nummern haben sie frenetisch beklatscht.
Den meisten Spaß haben die beiden Mädchen, als
ein Stahlkäfig aufgebaut wird, in dem ein Motorradfahrer
herumsaust. Nicht lange, denn ein zweiter Biker gesellt
sich zu ihm. Dann noch ein Dritter und schließlich
sausen die Motorräder zu viert in der engen Kugel hautnah
aneinander vorbei. "Die Reaktion von Papa und den anderen
Männern war das beste", lacht Franziska Stieneker.
Nicht "so toll" haben die beiden Teenager die
chinesische Küche gefunden. Melonen sind während
des Aufenthaltes ihr Hautnahrungsmittel gewesen. "Da
war schon einiges sehr gewöhnungsbedürftige dabei",
sagt auch Klaus Stieneker.
Doch das tolle Rahmenprogramm, die fürstliche Unterkunft
in der 27. Etage eines Luxushotels und die Freundlichkeit
der Gastgeber verdrängen alles Unangenehme. Auch, dass
die Taube der Lengericher beim 1,5-Millionen-Euro-Rennen
ziemlich weit hinten reinkommt, ist nicht wirklich ärgerlich.
"Die deutschen Züchter haben insgesamt schwach
abgeschnitten", bilanziert der Experte Klaus Stieneker.
Chinesen, Taiwanesen und Holländer sind auf den ersten
Rängen
Woran es gelegen hat? Er zuckt mit den Schultern. "Bestimmt
nicht an der Verlegung des Rennens." Der Start ist
um zwei Tage auf Montag verschoben worden, schon Wochen
im voraus. Im Nachhinein für den Experten die einzig
richtige Entscheidung. Denn just der Montag des Rennens
ist der einzige regenfreie Tag während ihres Shanghai-Aufenthaltes.
Im nächsten Jahr will Klaus Stieneker wieder das Rennen
in Shanghai besetzen. Ob er auch wieder hinfliegen wird,
steht noch nicht fest. Sollte er es tun, könnte das
selbe passieren wie in diesem Jahr: Bei der Siegerehrung
wird er spontan auf die Bühne gebeten, soll seine Meinung
zur Veranstaltung sagen. Warum gerade er? Der Lengericher
ist im Frühjahr - "völlig überraschend"
- als Mitglied einer europäischen Expertenkommission
im Vorfeld des Rennens nach Shanghai geholt worden. "Ich
habe halt kurz gesagt, wie ich die Woche erlebt habe: einfach
toll." Dabei blitzt es wieder in seinen Augen auf.
Vielleicht ist er ja im nächsten Jahr wieder vor Ort
. . .
Klaus Stieneker mit seiner Tochter Franziska, Lisa Rosenbusch
und dem holländischen Taubenzüchter Gerard Koopman
(von rechts) auf der extra für das 1-Millionen-Euro-Rennen
errichteten Schlaganlage in Shanghai.
Damit
hatte Klaus Stieneker (4. von links) nicht gerechnet. Bei
der Abschlussveranstaltung
des Rennens wurde er um einen kurzen Erfahrungsbericht gebeten.
Bei
der Abschlussveranstaltung des Rennens berichtete
Klaus Stieneker über seine Erfahrungen.
Klaus Stieneker, Tochter Franziska und Lisa Rosenbusch vor
dem Pearl - Tower in Shanghai.
Fasziniert waren Franziska Stieneker und Lisa Rosenbusch
in Shanghai unter anderem vom Chinesischen Garten mit seinen
Bonsais.